Rolls-Royce Archives
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From the Rolls-Royce experimental archive: a quarter of a million communications from Rolls-Royce, 1906 to 1960's. Documents from the Sir Henry Royce Memorial Foundation (SHRMF).
Technical advertisement for the 'Filtrator' air filter by Walter Fricke of Berlin.

Identifier  ExFiles\Box 44\1\  Scan007
Date  25th June 1920 guessed
  
WALTER FRICKE ⚙ BERLIN W 30
DER »FILTRATOR«

Während man die äußerst schädliche Wirkung des Straßenstaubes auf die menschliche Lunge bereits frühzeitig erkannt hat und hygienische Maßnahmen aller Art zur Unschädlichmachung desselben ersann, ist man erst in der jüngsten Zeit dahinter gekommen, da{Bernard Day - Chassis Design}ß der Staub auch für unsere sämtlichen Maschinen der schlimmste aller Feinde ist. Die natürliche Lebensdauer einer Maschine wird durch die schleifende und mahlende Wirkung des meist viel Sand enthaltenden Staubes ganz wesentlich verkürzt, während die Leistung immer weiter heruntergeht. Man ist deshalb in den letzten Jahren dazu übergegangen, Maschinen widriger Art, besonders solche der elektrischen Großindustrie, mit Luftfilteranlagen zu versehen. In diesen Fällen passiert die Luft dichte Baumwollgewebe, welche den Staub zurückhalten. Soll der Widerstand eines solchen Filters innerhalb der zulässigen Grenzen bleiben, so müssen gr{George Ratcliffe}ößere Filterflächen verwendet werden, die trotz taschenartiger Ineinanderschachtelung so großen Raum beanspruchen, da{Bernard Day - Chassis Design}ß die Filteranlage einen erheblichen Teil der ganzen Maschinenanlage ausmacht. Wegen dieser großen Raumbeanspruchung war die Verwendung der Tuchfilter für Explosionsmotoren in Automobilen, Motorpflügen und Flugzeugen ausgeschlossen, zumal hier mit starker Verschmutzung zu rechnen war. In den letzten Jahren ist ein anderes System der Luftentstaubung, das Filtratorsystem, entwickelt worden. Bei diesem System wird die Luft nicht mehr gesiebt, sondern in stetem Richtungswechsel über klebrige Flächen geleitet. Der Staub wird gewissermaßen ausgeschleudert und bleibt dann kleben. Die qualitative Leistungsfähigkeit des Filtratorsystems ist etwa die gleiche, wie die der Tuchfilter bis 98%, die quantitative Leistung übertrifft jedoch die der letzten um mehr als das 20-fache, bei gleicher Raumbeanspruchung. Außerdem sind die nach dem Filtratorsystem gebauten Staubfilter ganz unempfindlich gegen Wasser, Öl und Schmutzspritzer. Der „Filtrator“ ist daher der gegebene Filter für Explosionsmotore in Kraftwagen, Motorpflügen, Flugzeugen u. dgl., die weit mehr als alle anderen Maschinen unter der Schleifwirkung des Sandes und Staubes zu leiden haben. Es hat sich doch bei genauer Untersuchung herausgestellt, da{Bernard Day - Chassis Design}ß die Kruste auf dem Kolbenboden, die allgemein als Ölkohle bezeichnet wurde, zum gr{George Ratcliffe}ößten Teil aus Straßenstaub besteht. Welche Sandmengen ein Motor im Laufe eines Betriebsjahres einsaugt, bzw. „verarbeitet“, davon haben wohl nur die wenigsten Automobilbesitzer eine Ahnung. Folgendes kleine Beispiel möge Ihnen die Augen öffnen und zeigen, da{Bernard Day - Chassis Design}ß der gefährlichste aller Feinde des Explosionsmotors sich hinter der Bezeichnung „Staub“ verbirgt. Die normale Zimmerluft enthält etwa 6—12 Milligramm Staub im Kubikmeter; der Staubgehalt der freien Außenluft ist erheblich höher und unterliegt außerdem großen Schwankungen, je nachdem die Luft feucht oder trocken ist. Der Kubikmeter Straßenluft enthält auf Grund von Messungen zwischen 30 und 1000 Milligramm Staub. Wird der Staub jedoch bei trockenem Wetter durch irgend eine Ursache hochgewirbelt, z.B. beim Pflügen oder schnellen Fahren, so kann die im Kubikmeter enthaltene Staubmenge auf 50 gr{George Ratcliffe}, also das 80fache steigen.
Ein 40—50 PS-Motor braucht pro Stunde rund 150 cbm. Luft. Bei 5stündiger Betriebsdauer täglich rund 750 cbm Luft. Bei 100 Betriebstagen jährlich rund 75 000 cbm Luft. Bei einem mittleren Staubgehalt der Luft von 300 Milligramm im Kubikmeter verschluckt der Motor also 22,5 kg oder fast ½ Zentner Staub, der zum überwiegenden Teil aus feinstem Schleifsand besteht. Bei Motorpflügen liegt der Sandverbrauch wesentlich höher. Derselbe dürfte mit 1—2 kg pro PS und Jahr zu veranschlagen sein. Motorpflüge ohne guten Staubfilter sind daher Selbstmordkandidaten, vor deren Anschaffung nicht dringend genug gewarnt werden kann.
Die Dimensionen des „Filtrators“ sind trotz großer Leistung ganz unwahrscheinlich gering. Ein „Filtrator“ für einen 40 PS-Motor hat einen Durchmesser von etwa 120 mm und eine Länge von etwa 130 mm. Er besteht in der Hauptsache aus einer kapselartigen Rohrweiterung, in der sich als trennende Wand eine dicke Schicht aus grobmaschigem Drahtgewebe befindet. Veraltete Konstruktionen von Autofiltern verwenden anstelle des vorzüglich wirkenden Drahtgewebes Blechringe oder andere Füllkörper. Bei den bei Motorpflügen häufig vorkommenden, natürlich erhebliche Staubmengen bzw. Schleifsand infolge ihrer großen Hohlräume durchlassen. Bei dem „Filtrator“ schaden derartige Überlastungen nicht, da{Bernard Day - Chassis Design} die wirksame Oberfläche des Drahtgewebes so groß ist, als diejenige der veralteten Füllkörper. Zwei Klemmschellen verbinden die Kapselanschlüsse. Nach Lösen der beiden Klemmschrauben läßt sich der Apparat bequem herausnehmen und reinigen. Diese Reinigung ist ungemein einfach. Sie besteht in einem bloßen Ausspülen mit Betriebsbrennstoff, dem man ca. 25% dickflüssiges Öl zusetzt. Der flüssige Brennstoff löst den angesammelten Staub und Schmutz, und die Drähte überziehen sich nach dem Verdunsten des Brennstoffes mit einer klebrigen Schicht (Ölschicht). Zur Reinigung des Gewebes, die je nach der Witterung alle 8 Tage bis 3 Wochen einmal erfolgt, kann dieselbe Flüssigkeit öfters benutzt werden. Von Wichtigkeit ist, da{Bernard Day - Chassis Design}ß der „Filtrator“ infolge seines dynamischen Prinzips den schweren Sandstaub restlos absorbiert. Ein frisch gereinigter „Filtrator“ stellt auch einen ganz vorzüglichen Hilfsvergaser dar, der auch dann den Motor noch zum Anspringen bringt, wenn alle anderen Mittel versagen. Die Drosselwirkung des „Filtrators“ ist infolge der großen Querschnitte gegenüber der völlig offenen Leitung nur 1—2%, gegenüber einer Leitung mit Schmutzsieb 0%. An Billigkeit, Wirkung, Lebensdauer und Einfachheit steht der „Filtrator“ unerreicht da.{Bernard Day - Chassis Design} Ganz besonders ist die konische Form hervorzuheben, die der Luft Zeit läßt, sich fast gleichmäßig über die ganze Filterschicht auszudehnen, während bei anderen Systemen die Einlaßöffnung derartig der Filterschicht nahe ist, da{Bernard Day - Chassis Design}ß diese Schicht gegenüber der Öffnung sogleich verschmutzt und dadurch sofort eine erhebliche Drosselung des Motors eintreten muß.
Durch die Anbringung eines „Filtrators“ wird nicht nur die Lebensdauer des Motors wesentlich verlängert, es entfallen auch eine ganze Menge Betriebsstörungen. Die Kolbenringe und Ventile halten dauernd dicht, die Kompression und damit die Motorleistung bleiben auf der Höhe. Die Montage am Vergaser oder einer beliebigen zugänglichen Stelle der Saugleitung ist durch die gesetzlich geschützte Stufenschelle derartig vereinfacht, da{Bernard Day - Chassis Design}ß der Filtrator für sämtliche Fabrikate pa{Mr Paterson}ßt. Der beste Beweis für die Güte des „Filtrators“ ist der Umstand, da{Bernard Day - Chassis Design}ß erste Firmen des In- und Auslandes nach eingehender Prüfung namhafte Aufträge erteilt haben.

[Image caption text on the filter]
Filtrator
D.R.G.M.
Walter Fricke, Berlin W.30

[Footnote text at the bottom]
Vereinigte Kunstanstalten A.{Mr Adams}-G.{Mr Griffiths - Chief Accountant / Mr Gnapp}, vorm. O.{Mr Oldham} Troitzsch, Berlin-Schöneberg, Feurigstr. 59.
  
  


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